Peru - Anden, Kueste und Amazonas
 
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Reisebericht


Teil 1

vom 11.08.2003 bis 25.08.2003

 

Am Montag, dem 11.08.03 steigen wir um 23:00 Uhr in den grossen Nachtbus, der uns von Loja in Ecuador ueber die Grenze direkt nach Piura in Peru bringen soll. Der Bus ist komplett voll, es gibt sogar stehende Fahrgaeste, was bei zu erwartenden 10 Stunden Fahrt ganz schoen kernig ist. Spaeter sitzt einer der Stehgaeste auf einem mitgebrachten Hoeckerchen, ein Anderer legt sich in den Gang, um zu schlafen. Be  hellem Vollmondlicht rasen wir die Berghaenge herab – ein wirklich surreales Erlebnis. Sternenhimmel im Mondlicht, als verschwommene Shilouetten erkennbare Gebirgslandschaft mit Straeuchern und wenigen Baeumen, soweit das Auge in der hellen Nacht reicht, fast gespenstisch. Gegen drei Uhr morgens erreichen wir den Grenzort Macara und muessen den warmen Bus verlassen um die Grenze zu Fuss zu ueberschreiten. Wie immer, gibt es beim “Ein- und Auschecken” keine Probleme und nach ein paar Minuten haben wir einen 90-Tage Stempel fuer Peru im Pass. Wieder im Bus schlummern wir bald wieder ein und werden erst in der Morgendaemmerung wieder wach. Unsere Augen erblicken eine voellig andere Umgebung – die gruene Berglandschaft ist von einer unansehlichen Sandwueste abgeloest worden. Auch die Einfahrt nach Piura ist enttaeuschend, arme, staubige, verwahrloste Aussenbezirke gruppieren sich um einen eleganten und gepflegten Innenstadtbereich mit der fuer die suedamerikanischen Staedte so typischen zentralen Plaza. Wir kommen sehr frueh morgens am Busterminal ausserhalb der Innenstadt an und brauchen erst mal peruanische Soles. Um diese zu besorgen, fahren wir mit einem Taxi, das wir mit US-Dollar bezahlen koennen, zur Plaza de Armas, nur dort gibt es Geldautomaten. Unser Taxifahrer meint es nur gut mit uns und faehrt trotz eindeutigem Fahrtziel, zu den “illegalen” Geldwechslern (Kollegen?). Diese belagern aufgeregt das Taxi, halten ihre Taschenrechner und Solesbuendel in die offenen Fenster, waehrend sie uns den Wechselkurs in die Ohren bruellen. Wir bleiben jedoch standhaft, so viel Stress am fruehen Morgen muss wirklich nicht sein, und lassen uns an der Plaza absetzen. Dort passt Christine auf die Rucksaecke auf, waehrend Andreas sein Glueck am Geldautomaten versucht. Mit Landeswaehrung in der Tasche koennen wir die Weiterfahrt nach Trujillo bezahlen, muessen jedoch bis mittags der Bus endlich faehrt noch die Zeit “totschlagen”. Wir setzen uns an der Plaza in die Sonne und betrachten das peruanische Vormittagsgeschehen. Mehrere Schuputzer wollen sich an Andreas Stiefeln versuchen, Bonbon- und Obstverkaeufer bieten uns ihre Waren an und eine Rentnerband diskutiert angeregt auf der Parkbank gegenueber die Schlagzeilen. Um die Mittagszeit besteigen wir den Bus, der uns nach Trujillo bringen soll. Auch dieser Bus scheint recht neu und erstaunlich gut in Schuss zu sein. Kein Vergleich mit den asiatischen Fahrzeugen. Wenn man bedenkt, dass die Busse das Hauptfortbewegungsmittel fuer die hiesige Bevoelkerung sind, wird deren hoher Standard nachvollziehbar. Privat genutzte PKW sind so gut wie nicht unterwegs, auch Mopeds sehen wir hier kaum. Dafuer werden Kurzstrecken in den thailaendisch anmutenden “Tuk-Tuks”, die hier eher Kutschen aehnlich sehen, zurueckgelegt. Auf der Busfahrt werden wir gut unterhalten. Zunaechst versucht ein Panfloetenspieler (gegen Geld versteht sich) fuer Stimmung zu sorgen, es hoert sich allerdings eher an, als ob er auf einem Kamm und nicht auf der Panfloete blaest. Dann schiebt der Busfahrerassistent eine Videokassette ein und wir haben das zweifelhafte Vergnuegen einen martialischen Kampffilm, Marke Kung Fu, zu sehen, den ein mieser Amateur gedreht haben muss. Da Peruaner scheinbar schwerhoerig sind, wird der Lautstaerkeregler bis an den Anschlag gedreht, so dass wir die schwachsinnigen Dialoge anhoeren muessen. Schoen, dass die Fahrt schon nach sechs Stunden und drei Filmen zu Ende ist! Ziemlich platt erreichen wir bei Dukelheit Trujillo, finden ein nettes Hostalzimmer in einem Gebaeude aus dem 17. Jahrhundert und gehen abends, Dank der sechsstuendigen asiatischen Filmindoktrination lecker beim Chinesen (Chifa-Restaurant) essen :o)

 

Am naechsten Tag erkunden wir das Viertel rund um die bombastische Plaza de Armas, wo es viele herausgeputzte koloniale Gebauede gibt. Die Fassaden sind in kraeftigen oder auch Pastellfarben gestrichen, die in der Sonne leuchten. Abends gibt es ein besonderes Highlight: wir besuchen im Kulturzentrum ein klassisches Konzert der Philharmonie Trujillos, mit Werken von Bach, Rossini, Schubert und Smetana. Sowohl die Instrumentalsolisten, als auch das Orchester spielen sehr sehr gut. Eine Freude der ganz besonderen Art.

Am Donnerstag, dem 14.08. wenden wir uns einem kulurellen Highlight der ganz anderen Art zu, der Archaeologie. Um 8:30 Uhr holt uns Jarco Hernandez von der Touristenpolizei Trujillos mit seinem Privatwagen ab um uns die beruehmten archaeologischen Staetten, die Moche Pyramiden und die Ruinen von Chan Chan, die um ca. 1300 die groesste Stadt Suedamerikas war, zu zeigen. Es gibt natuerlich auch Agenturen, die solche Dienste anbieten, wir hoerten allerdings von Freunden, dass die Jungs von der Touri-Polizei eine Tour preiswerter und individueller anbieten. Da unser "Reiseleiter" in beigeisterter Art und Weise erklaert, reisst er uns unmittelbar in den Bann der damaligen Kulturen und nimmt uns mit auf eine Zeitreise, bei der wir eine ganze Menge ueber die Gesellschaftsordnung, Rituale und Kunst dieser einst so maechtigen Voelker erfahren. Besonders beeindruckt hat uns die riesige, verwinkelte Stadt Chan Chan mit nicht enden wollenden Gaengen, immer aufs neue auf einen Platz fuehrend, auf dem damals Priester religioese Rituale praktizierten. Diese Staetten sind noch lange nicht komplett ausgegraben, wir erfahren, dass der darueberliegende Sand das Meiste bestens konserviert, hier wird noch Jahrzehnte gearbeitet werden. Neben so viel Fachkenntnis weiss Jarco auch ueber das aktuelle Zeitgeschehen Bescheid. Waehrend der Fahrten von einer Sehenswuerdigkeit zur anderen hoeren wir viel ueber die guten Werke Fujimoris (Wirtschaftsreformen, Reduzierung der Landflucht, Verbesserung der Infrastruktur wie Strom, Wasser, Telefon, etc.), der nach einem Korruptionsskandal vom heute regierenden Praesidenten Toledo abgeloest wurde. Tja, immer und ueberall das Wirtschaften ins eigene Saeckl, mal sehen wie es unter dem neuen Mann weiter geht.

Am naechsten Tag fahren wir raus ans Meer, nach Huanchaco, einem ca. 12 km von Trujillo entfernten Fischerdorf, das wie der gesamte Kuestenabschnitt Perus in der Wueste liegt. Die Fischer soll man mittags bei der Heimkehr in den Hafen beobachten koennen. Das Besondere: mangels Holz verwenden sie, wie schon in den Zeiten bevor die Spanier anlandeten, Schilf zum Bootsbau. Es handelt sich um Ein-Mann-Boote, die mit einem halbierten Bambusstamm gepaddelt werden. Der Fischer kniet im hinteren Drittel auf einer niedrigeren Flaeche, vor ihm wird die Reuse mit dem Fang des Tages (meist Krebse) plaziert. Elegant kommen die einzelnen Boote wie am Faden aufgereit vom offenen Meer Richtung Ufer. Sie landen am flachen Sandstrand und ziehen ihre Boote gleich darauf aus dem Wasser. Die Reusen mit den Krebsen landen irgendwo im Sand, als erstes wird das Boot senkrecht an eine Mauer gestellt, um das Wasser abfliessen und das Boot trocknen zu lassen. Das Schilf saugt sich naemlich mit Wasser voll und nach ca. 4-5 Stunden sollte der Fische besser wieder am sicheren Land sein. Die Fische koennen also nicht zu weit auf das Meer raus fahren, das wuerde das recht kippelige, an einen Einbaum erinnernde Gefaehrt auch nicht zulassen. Wir beobachten noch das Sortieren der Krebse und bekommen langsam Hunger. In einem der Strandlokale probieren wir zum ersten Mal "Cebiche". Dabei handelt es sich um rohen Fisch, der mit Zwiebeln in einer scharfen Chilisauce serviert wird, die mit frischem Limonensaft angereichert wird - superlecker, bei so frischem Fisch haben wir uns  dann auch getraut, hier zuzuschlagen. In der Nachmittagssonne geniessen wir noch die ruhige, friedvolle Stimmung, nicht zu viel Touri-Rummel. Wieder in Trujillo informieren wir uns ueber Busse nach Huaraz, unserem naechsten Zielort in der Cordillera Blanca, dem Andenabschnitt mit den meisten schneebedeckten 5 und 6-tausend Meter hohen Gipfeln. Leider gibt es in Peru unaehlige Busgesellschaften, die alle ihr eigenes Terminal haben. Da wir unbedingt tagsueber durch den Cañon del Pato nach Huaraz fahren wollen, klappern wir mehrere Busterminals ab, bis wir schliesslich erfahren, dass wir ueber den Fischereihafen Chimbote nach Huaraz fahren muessen. So sitzen wir am Folgetag im Bus nach Chimbote. Schon in Entfernung von Kilometern stellen wir fest, dass es tatsaechlich der groesste Fischereihafen Perus ist, intensivster Fischgestank macht auch vor verschlossenen Busfenstern nicht halt. Im ueberhaupt nicht touristischen Chimbote - moegen die alle keinen Fisch, oder was? - verbringen wir einen netten Abend in der Innenstadt, beobachten Paare beim Schwofen in Restaurants mit angeschlossener Tanzflaeche (schliesslich ist Samstag Abend). In unserem Hotel bekommen wir dank Privatparty an der Rezeption nicht richtig viel Schlaf, so stehen wir entsprechend geraedert auf und lassen uns vom Taxi zum ausserhalb liegenden Busterminal bringen.

Wir fahren gegen 8:15 Uhr los und sitzen im kleinsten und am aeltesten aussehenden Bus des gesamten Terminals. Na toll, schauen wir mal, wie die Fahrt so wird! Wie fast immer werden noch Fahrgaeste in der gesamten Stadt eingesammelt, nach ca. 30 Minuten Fahrt kommen wir dabei auch an unserem Hotel vorbei, da haetten wir noch was laenger an der Matraze horchen koennen. Als dann nach ca. 1,5 Stunden alle Buspassagiere mit Sack und Pack, Huhn und Ziegen im und auf dem Bus versammelt sind, geht es richtig los. Schon nach nur kurzer Fahrt an der Kueste entlang, biegen wir ab Richtung Osten, in die Berge. Die Strasse wir gleich schlechter, es handelt sich ab hier um eine steinige Schotterpiste mit dem ein oder anderen Schlagloch. Die vorbeiziehende Landschaft aendert sich von oasenartigem Gruen mit allerlei Feldpflanzen zu trockener Sand- bzw Steinwueste. Gelegentlich passieren wir kleine Ansiedlungen, nicht mehr als ein paar niedrige Huetten, gerade hoch genug, dass ein Erwachsener darin stehen kann. Wir fahren gegen 8:15 Uhr los und sitzen im kleinsten und am aeltesten aussehenden Bus des gesamten Terminals. Na toll, schauen wir mal, wie die Fahrt so wird! Wie fast immer werden noch Fahrgaeste in der gesamten Stadt eingesammelt, nach ca. 30 Minuten Fahrt kommen wir dabei auch an unserem Hotel vorbei, da haetten wir noch was laenger an der Matraze horchen koennen. Als dann nach ca. 1,5 Stunden alle Buspassagiere mit Sack und Pack, Huhn und Ziegen im und auf dem Bus versammelt sind, geht es richtig los. Schon nach nur kurzer Fahrt an der Kueste entlang, biegen wir ab Richtung Osten, in die Berge. Die Strasse wir gleich schlechter, es handelt sich ab hier um eine steinige Schotterpiste mit dem ein oder anderen Schlagloch. Die vorbeiziehende Landschaft aendert sich von oasenartigem Gruen mit allerlei Feldpflanzen zu trockener Sand- bzw Steinwueste. Gelegentlich passieren wir kleine Ansiedlungen, nicht mehr als ein paar niedrige Huetten, gerade hoch genug, dass ein Erwachsener darin stehen kann. An manchen Berghaengen glitzert es schwarz, hier wird Kohle abgebaut. Mitten im Nichts der Berge taucht gegen 11:00 Uhr ein Dorf (ca. 20 Huetten, bzw. einfach Steinhaeuser) auf, in dem Mittagspause eingelegt wird. Ein paar Frauen und Maenner verkaufen Mandarinen und Limas (eine entfernt an  Pampelmusen erinnernde kleine Zitrusfrucht), ein paar Passagiere und die Busfahrer schaufeln sich in 20 Minuten ein Menu del Dia hinter die Kiemen und weiter geht die Fahrt. Von einer Mitfahrerin, die uns Limas zum Probieren gegeben hatte erfahren wir, dass wir noch gut sechs bis sieben Stunden unterwegs sein werden! Es geht weiter und wir fahren immer tiefer ins Gebirge, neben uns fliesst der Fluss, der sich hier unglaublich tief ins Gestein gefressen hat und den tollen Cañon ausmacht. Nach mehreren Stunden fahren wir durch ca. 20 Tunnels nacheinander, wenn wir mal ans Tageslicht kommen, haben wir faszinierende Ausblicke in die tiefe und sehr enge Schlucht direkt neben uns und in der Ferne sehen wir bereits einige Bergspitzen mit Schneekappen - die Auslaeufer der Cordillera Blanca. Nach und nach weitet sich der Cañon und die Landschaft wird gruener und fruchtbarer. Nach gut 10 Stunden Fahrt erreichen wir Huaraz, finden hier gleich ein huebsches Zimmer und fallen nach einer Mahlzeit in tiefen langen Schlaf.

 

Am Montag, dem 18.08. ist erst mal nur Ortserkundung angesagt. Wir streifen vormittags gemuetlich ueber den bunten und lebendigen Markt, nachmittags geniessen wir die Sonne und machen es uns auf den Liegestuehlen unserer Terasse bequem. Anschliessend erkundigen wir uns nach Touren in die Berge. Die Verkauefer einer im Reisefuehrer empfohlenen Agentur sind sehr ueberzeugend und sachkundig, so dass wir uns entschliessen an einer sechstaegigen Tour mit Wanderung (4,5 Tage) und Gipfelbesteigung des 5700 Meter hohen Pisco (1,5 Tage) teilzunehmen. Da es bereits morgen um 7:00 Uhr losgeht, verbringen wir den Rest des Tages mit Eisschuhe anprobieren, Einkaufen und packen. Dann geht es ab ins schoene warme Bett, ab morgen sind Zelt und Isomatte angesagt.


Am naechsten Tag stehen wir puenktlich um kuz vor sieben Uhr vor der Agentur, komisch nur, dass hier noch geschlossen ist und auch von den anderen Tourteilnehmern noch keiner zu sehen ist. Um kurz nach sieben taucht dann Catherine (aus Frankreich) auf, die erklaert, dass ihr Mann Charles noch was zum Fruehstuecken organisiert. Bald darauf kommt auch Ronny unser Guide, dem wir beim Verpacken des Proviantes helfen. Es fehlen nur noch Gisela und Danny (aus den Niederlanden), die aber auch bald um die Ecke kommen, dann kann es losgehen. Zunaechst fahren wir mit einem Collectivo (Minibus der auf der Fahrt Passagiere einsammelt), bis nach Caraz, dort heisst es in ein anderes Collectivo umsteigen, das uns die steile Schotterpiste die Berge hoch, bis nach Cashapampa bringt. Hier sind schon einige Trekker versammelt, einige von ihnen muessen noch Guides, Mulis und deren Treiber anheuern und Preise aushandeln, wir haben damit keinen Stress, bei uns ist all das im Tourpreis inbegriffen. Unser Mulitreiber kommt allerdings mit seinen vier Eseln recht spaet, so dass wir erst in der bruellenden Mittagshitze losmarschieren. Das erste Stueck ist recht steil, wir laufen durch ein enges Tal das sich spaeter weitet, bergauf, der Weg fuehrt immer parallel am Fluss entlang, wir bekommen Kolibris und andere Voegel zu sehen und sehen schon einige schneebedeckte Gipfel in der Ferne locken. Nach gut vier Stunden erreichen wir unseren ersten Uebernachtungsplatz und erleben eine erste positive Ueberraschung, die Zelte wurden bereits von Ambrosius dem Mulitreiber aufgebaut und Ronny unser Guide und Koch hat eine heisse Suppe fuer uns zubereitet. Welch ein Luxus! Nach dem Abendessen betrachten wir noch staunend den grossartigen Sternenhimmel mit Milchstrasse und Kreuz des Suedens und freuen uns auf den warmen Schlafsack, nach Sonnernuntergang ist es hier oben (3800 Meter) eiskalt!

 

Am naechsten Tag wandern wir durch ein breites Tal, ueberall Pampasgras, Wildpferde, kleine Seen mit Schilffeldern, dann die erste grosse Lagune in stahlblau. Doch das soll noch nicht alles gewesen sein, mittags geht es hoch hinauf zu einem Gletscher, dessen Eismoraene ebenfalls in einen Bergsee muendet. Spaeter laufen durch Pampasgrasfelder, die goldgelb in der Abendsonne leuchten und erreichen bald unser Zeltlager am Fluss. Wo das Wasser schon so nah ist, kommen wir nicht umhin, uns im eisigen Nass zu waschen, bitterkalt aber erfrischend. Nach dem Sonnenuntergang verkriechen sich dann alle schnell ins Zelt und rollen sich in die warmen Schlafsaecke. Geweckt werden wir tagsdrauf vom warmen Sonnenlicht. Mit Mate-Tee, Broetchen und Kaese starten wir in den neuen Tag. Heute wollen wir einen Pass (Punta Union) ueberqueren. Von oben haben wir grossartige Blicke auf Schneeberge und tuerkisfarbene Lagunen. Beim Abtieg beobachten wir, wie weit oben am Himmel Condore ihre Kreise ziehen. Der erste Teil des Trek endet in einem kleinen Dorf, von wo wir in einem Minibus die schmalen Serpentinen hinauffahren. In engen Kurven muss der Fahrer zuruecksetzen bis zum Abhang, dann einschlagen und rum um die Kurve - jetzt bloss nicht den Motor abwuergen! Der zweite Teil unserer Trekking Tour soll abenteurlicher werden, wir wollen einen 5.800 Meter hohen Berg (Pisco) besteigen, inklusive Laufen auf dem Eisfeld in Seilschaft und mit Krampen an den Bergsteigerstiefeln. Irgendwo an der Strasse treffen wir einen neuen Tourguide mit der Ausruestung, die nun von Mulis den Berg hinaufgeschleppt werden muss. Am Basecamp probieren wir dann die gesamte Ausruestung an, damit es morgen nicht so lange dauert. Wir erhalten eine kurze Einweisung zum Gehen am Seil und zur Benutzung der Eisaxt. Noch eine heisse Portion Nudeln und dann ab in die Federn. Nachts um 2:30 beginnen wir den Aufstieg, zuerst geht es mit Stirnlampe ueber die finstere Gletschermoraene steil bis zum Highcamp am Rande eines Eisfalles. Nach diesen schlauchenden dreieinhalb Stunden sind wir schon schoen kapputt. Der weitere Aufstieg bedeutet noch 4 Stunden Eiswandern zum Gipfel und ca. 6 Stunden Abstieg, ausserdem sind Wolken aufgezogen. Wir (3 von 7 Personen) entschliessen uns also, gar nicht erst auf dem Eis ´rumzurutschen, sondern in aller Ruhe wieder abzusteigen. Die anderen kommen dann 2 Stunden spaeter ebenfalls unvollrichteter Dinge zurueck ins Zeltlager - die Tour musste nach 1 Stunde auf dem Eis wegen Wolken/schlechtem Wetter abgebrochen werden, also auch kein Gipfelglueck. Ein bischen sind wir der Agentur in Arequipa auf den Leim gegangen, als die sich ueber die Leichtigkeit dieses Unternehmens ausliessen (kein Problem fuer Anfaenger, angeblich haette man noch nicht mal besonders fit sein muessen). Haetten wir eigentlich besser wissen sollen, sind wir ja nicht zum ersten Mal in/auf den Bergen. Na ja, bei der naechsten "Expedition" werden wir uns besser vorbereiten/informieren.

Zurueck in Huaraz geniessen wir die Annehmlichkeiten des zivilisierten Lebens: heisse Dusche, warmes Bett, leckeres Essen. Wir sind in einem tollen Familienlokal, dort gibt es immer Mittagstisch, in den erlauchten Kreis der Stammgaeste aufgenommen worden. Bei unserem letzten Mittagessen werden wir sogar als "Don Andrés und Doña Christina" verabschiedet, wenn man da nicht verlegen wird. In den zwei Tagen in Huaraz legen wir die Fuesse hoch, bringen unsere (fast komplette Waesche) in die Reinigung und treffen uns mit den "Bergsteiger"kollegen zu einem netten Abschiedsessen. Wir duesen in der Nacht des 26.08. nach Lima, um direkt weiterzufahren nach Pisco, einem kleinen Ort an der Pazifikkueste, bekannt fuer seinen Tierreichtum auf den vorgelagerten Inseln, den Islas Balestas.



Teil 2

vom 26.08.2003 bis 14.09.2003

 

Kurz vor 5:00 Uhr halten wir zum ersten Mal auf einem Hof, irgendwo in Limas Vorstaedten, neben Riesenrad und Achterbahn im Morgengrauen. Wir erreichen bald das Busterminal in der noch weitestgehend schlafenden Innenstadt (wie viel lebendiger war es in Asien um solche Uhrzeiten doch bereits!) und haben hier ca. 1,5 Stunden Wartezeit, bis unser Anschlussbus nach Pisco losfaehrt. Wir fahren durch dreckige, staubige Strassen, entlang an zweckmaessigen haesslichen Haeuserfassaden (koloniale Gebaeude gibt es nur im Herzen der Innenstadt) auf den Highway. Lima liegt, wie alle peruanischen Kuestenstaedte mitten in der Wueste, daher passieren wir riesige Sandduenen, an denen haeufig aermliche Barackenbauten, scheinbar ohne Wasser- und Stromversorgung stehen. Die Hauptstadt wirkt, wie in vielen Laendern Suedamerikas, wie ein Magnet auf die armen Menschen aus den uebrigen Landesteilen. In Lima wohnen mittlerweile 8 Millionen Menschen - das ist 1/3 der gesamten Bevoelkerung Perus!

Um die Mittagszeit erreichen wir Pisco, mieten uns in einem Hostal ein und buchen eine Tour zum Besichtigen der Islas Balestas fuer den folgenden Tag. Am Abend essen wir ein peruanisches Nationalgericht, die sogenannte "Cebiche". Dabei handelt es sich um frischen rohen Fisch, der in einer Marinade aus Limonensaft, Zwiebeln und reichlich Chilies eingelgt wurde und mit Suesskartoffeln serviert wird. Koestlich!!! Dazu gibt es das Nationalgetraenk Perus, Pisco-Sour - das ist eine Mischung aus Pisco (ein Tresterbrand) und Limonensaft, mit Eischnee und Puderzucker verfeinert - natuerlich ebenfalls koestlich!

Am Mittwoch, dem 27.08. startet unsere Tour zu den Islas Ballestas mal wieder fruehmorgens - so haben wir wenigstens was vom Tag. Im Speedboot gleiten wir ueber das ruhige Meer, neben uns Schwaerme von Kormoranen, wie an einer unsichtbaren Kette aufgereiht, tief knapp ueber dem Wasser fliegend, schnelle Fluegelschlaege, die Vogelkette gleicht dem Schweif eines Flugdrachens, der im Wind hin und her weht. In weiterer Entfernung fliegen Tausende von Voegeln ueber dem Meer - sieht aus, als waeren Heuschreckenschwaerme unterwegs. An den Inseln sehen wir auf den Felsen Unmengen an Kormoranen, Moewen und Pelikanen und schliesslich auch die Seeloewen, faul in der Sonne doesend, oder in verschiedenen Hoehlen gammelnd, wo sie ein beeindruckendes Gebruell veranstalten. Auf unserer Rueckfahrt versuchen Pelikane erfolgreich mit uns Schritt (besser Flug) zu halten. Unsre 25 Seemeilen pro Stunde scheinen fuer sie kein Problem zu sein. Kurz vor der Hafeneinfahrt springen noch Delphine neben uns aus dem Wasser, ihre Gesichter sind ganz nah, sie scheinen uns anzulachen. Am Strand begruessen uns riesige Pelikane mit ihren gewaltigen Schnaebeln, die tolpatschig ueber den Sand watscheln und von kleinen Jungen mit Fischen gefuettert werden. Im Anschluss an diesen netten Ausflug setzen wir uns in einen Bus, um weiter nach Sueden, bis Ica zu fahren, welches wir am Abend erreichen.

Tags darauf erkunden wir die lebendige Stadt, die uns mit vielen Strassenverkaeufern und Essenstaenden auf der Strasse an asiatische Staedte erinnert. Hier besichtigen wir das interessant "aufgemachte" Museo Regional de Ica, in dem sehr anschaulich anhand vieler Keramiken, Textilien und auch Mumien ueber das Leben in der Region und die diversen (Frueh)-Kulturen bis einschliesslich der spanischen Invasion berichtet wird. Da wir hier bereits eine prima anschauliches Modell der beruehmten Nazca-Linien (riesige Erdzeichnungen, aus den Zeiten der Nazca-Kultur, die sich zwischen 900 v. Ch. Bis 600 n. Ch. entwickelt hatte) im hiesigen Museum besichtigen koennen, entscheiden wir uns, nicht nach Nazca selbst zu fahren, da man die Linien eigentlich nur aus dem Flugzeug betrachten kann (das ist uns das viele Geld aber nicht wert). Am naechsten Tag besuchen wir die Oase Huacachina, mit palmengesaeumter Lagune, deren Wasser heilende Kraefte nachgesagt werden. Ein Spaziergang auf den riesigen Sandduenen erweist sich als recht schweisstreibend und wir verbringen den Rest des Nachmittags im Schatten, wo wir wuerfelnd, Tagebuch schreibend und Reisefuehrer und Romane lesend, den gemuetlichen Tag geniessen. Kinder lassen von den Duenen aus Drachen steigen, andere ueberqueren im Tretboot den See, manch einer schwimmt in der Lagune, besonders Sportliche versuchen mit Sandboards die Duenen hinabzusurfen (nach dem Aussehen der selbst zusammengezimmerten Bretter, ein eher waghalsiges Unternehmen!) und gelegentlich durchbricht das knatternde Motorengeraeusch eines Sand-Buggys die idyllische Stille. Gegen 19:00 Uhr finden wir uns am Busterminal ein, um die naechste Etappe auf dem Weg nach Sueden bis Arequipa im Rahmen einer Nachtfahrt hinter uns zu bringen.

Geraedert erreichen wir Arequipa am naechsten Tag gegen 10:00 Uhr - Nachtfahrten sind einfach anstrengend und unbequem, aber oft unvermeidbar, da die groesseren Strecken hier in Peru haeufig nur nachts befahren werden. Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt und finden dort ein sehr nettes Hostal direkt in der Altstadt, mit vielen kleinen Dachterassen und Balkonen, einem tollen Blick auf Kirchtuerme, die Daecher der (kolonialen) Altstadt, den schneebedeckten Vulkanen El Misti und Chachani sowie ueber das direkt neben unserem Hostal liegende gewaltige Convento Sta. Catalina. Wir spazieren zur Plaza de Armas, dem Zentrum der Altstadt mit der dort obligaten Kathedrale, deren Laengsschiff eine ganze Seite der Plaza einnimmt. Auf der Plaza fuettern kleine Kinder Tauben, Kommunions,und Firmungskinder sind in Festklamotten mit ihren Angehoerigen unterwegs, Andreas haelt einen Schwatz mit einem netten Herrn von der Touripolizei, wir verbringen hier einen netten Nachmittag. Abends suchen wir wieder mal eine Peña, jedoch so erfolglos wie immer. Dafuer geniessen wir aber ein Rock-Konzert einer Nachwuchs-Cover-Band in einer netten Kneipe. Am folgenden Tag besichtigen wir, nach dem Verspeisen einer koestlichen Cebiche in einem Familienrestaurant, das Konvent Sta. Catalina. Im angenehmen Nachmittagslicht der Sonne wandeln wir stundenlang durch die verschiedenen Kreuzgaenge, die allesamt in unterschiedlichen warmen Farben gestrichen sind. Im gesamten Gebauedekomplex herrscht eine wunderbar kontemplative Stimmung, die durch klassische Musik untermalt wird, welche leise aus kleinen Musikboxen auf uns herabdringt. Das Konvent wurde 1580 von einer reichen Witwe gegruendet und im 17. Jahrhundert vergroessert. Als Nonnen wurden nur Maedchen aus den besten Haeusern Spaniens akzeptiert, deren Familien fuer den Aufenthalt der Maedchen gut zu zahlen hatten. Damit die zukuenftigen Nonnen nicht auf ihren gewohnten Lebensstandard verzichten mussten, sorgten etwa 250 Dienerinnen und (schwarze) Sklavinnen! fuer die ca. 150 Nonnen. Ende des 19. Jahrhunderts beschloss der damalige Papst dem luxurioesen Treiben Einhalt zu gebieten und setzte eine rigorose Dominikaner-Schwester als Aebtissin ein. Diese schickte die jungen Damen nach Hause zurueck, befreite alle Sklavinnen und Dienerinnen und bot ihnen an, als Nonne im Konvent zu bleiben, oder sich "draussen" einen anderen Broterwerb zu suchen. 1970 forderte der Buergermeister Arequipas die Nonnen auf, dringend notwendige Modernisierungsarbeiten am Kloster, wie das Verlegen von Strom- und Wasserleitungen durchzufuehren. Da das Konvent aber dazu kein Geld hatte, die Schwestern lebten seit dem Ausbleiben der Zahlungen aus Spanien in Armut, wurde der groesste Teil des Klosters zur Besichtigung fuer zahlende Touristen freigegeben. Heute leben nur noch knapp 30 Nonnen im Kloster. Die zu besichtigenden Raeume sind exzellent restauriert und bieten einen lebensnahen Eindruck in die damalige Zeit und das Leben im Kloster. Wir geniessen es bis zum Sonnenunergang in dem Gebaeudekomplex zu verweilen und machen unzaehlige Fotos im sich staendig aendernden Licht der Nachmittagssonne.

Unser heutiges Ziel ist der ca. 250 km entfernte Cañon del Colca, zu dem Busse nur mitten in der Nacht von Arequipa aus losfahren. Wir wollen die tiefe Schlucht am sogenannten Cruz del Condor besuchen und die Koenige der Luefte in der Morgensonne bewundern. Wir muessen am Mittwoch, dem 03.09. um 4:00 Uhr am Busterminal sein. Wir fahren im Dunkeln in die Berge hoch, im Bus ist es schweinekalt, die Fensterscheiben sind selbst von innen vereist, nach jedem Wegwischen gefriert die Feuchtigkeit aufs Neue. Zum Glueck geht ueber dem Hochplateau bald die Sonne auf, dieses in schoenes Licht tauchend und bis in den Bus spuerbare angenehme Waerme erzeugend. Wir kommen an Vicuñas (wilde Verwandte von Llamas) vorbei und erblicken einige domestizierte Llama- und Alpacaherden. Waehrend der Fahrt steigen Frauen in typischen Trachten (mit feinem Garn bunt bestickte Roecke und Huete) zu. In dem kleinen Bergdorf Cabanaconde suchen wir uns ein nettes Hostal mit Garten und wandern direkt los zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt. Von dort aus haben wir grossartige Ausblicke in den Cañon, in dem schon zwei Voegel Kreise ziehen, vielleicht schon Condore?? Genau koennen wir es nicht bestimmen, aber es ist schoen ihnen beim Spiel mit der Luft zuzuschauen. Am naechsten Tag nehmen wir mit Dutzenden anderer Fahrgaeste den ersten Bus zum Cruz del Condor, als wirklich Keiner mehr reinpasst holpern wir endlich los. Auf der linken Seite der Strasse geht es steil in den Cañon runter, am besten nicht hinsehen. Um kurz vor 8:00 Uhr erreichen wir den Zielort, einige Touristen sind bereits versammelt, Condore kreisen auch schon ueber uns. Allerdings darf man sich an dieser Stelle des Cañons nicht aufhalten, wenn man nicht ein Ticket fuer 2 US$ kauft. Sehen wir gar nicht ein, die Condore sind schliesslich fuer uns alle da und sind niemandes Eigentum! Oder doch?? Wir verstricken uns in nicht enden wollende Diskussionen mit den „Waechtern", drei an der Zahl, die sich uns staendig in den Weg stellen und nerven, so dass wir die Condore ueberhaupt nicht sehen koennen. Zaehneknirschend bezahlen wir schliesslich, sind aber stinksauer, elende Abzocke, kein Gegenwert, Condore gaebe es auch ohne die Waechter und zwei Dollar Eintritt, die garantiert nicht in den Erhalt der Tiere und deren Lebensraum fliessen. Nun koennen wir aber in Ruhe die majestaetischen Tiere geniessen. Ganz nah fliegen sie an uns vorbei, ohne Fluegelschlag, nur von der Thermik angetrieben schrauben sie sich in spiralfoermigen Flugbahnen in die Hoehe. Durchs Fernglas kann man die Aasfresser am besten beobachten, jede einzelne Feder ist erkennbar, auf den Fluegeln haben die Condore silbergraue Streifen, ab dem 8. Lebensjahr ziert den Hals der ausgewachsenen Voegel ein weisser Kragen. Insgesamt sehen wir ca. 10 Tiere, die immer auf´s Neue den Felsen anfliegen, darueber hinweggleiten oder vorher abdrehen. Es sieht wie ein neugieriges Spiel aus, als ob die Condore jeden Morgen ebenfalls Touren veranstalten um die gaffende Menschenmenge mit ihren in der Sonne funkelnden Fotoapparaten zu bestaunen. Die meisten Touris verschwinden nach 1 ½ Stunden. Uns bleibt noch Zeit, der naechste oeffentliche Bus kommt erst gegen 11:00 Uhr. Wir wandern ein bischen an der Abbruchkante des Cañons entlang und erfreuen uns an der phantastischen Aussicht. Die Rueckfahrt zieht sich, in Chivay, einem Nachbarort, macht der Busfahrer erst mal Mittag. Also schlagen wir uns ebenfalls ein Almuerzo (Mittagessen) ´rein und unterhalten die Kinder der Restaurantbesitzer mit dem Bau von Papierschiffchen. Das Gute an der Mittagsrast ist die Tatsache, dass wir nun im herrlichen Abendlicht zurueck ueber die Hochebene nach Arequipa zurueckfahren – wow!

Nach einem Aklimatisierungstag in Arequipa machen wir uns am Abend des 05.09. nach Cusco auf. Von Cusco aus startete einst der legendaere Eroberungsfeldzug der Inkas, deren Imperium sich in der „Hochzeit" im Norden bis Ecuador und im Sueden bis in das heutige Nordchile erstreckte. In den fruehen Morgenstunden kommen wir in Cusco an und haben die beeindruckend grosse Plaza quasi fuer uns alleine. Von hier schleppen wir uns mit den Rucksaecken die schmalen steilen Gassen hinauf und suchen uns ein Hotel. Wir nehmen eine annehmbare „brasilianischen" Dusche (im Duschkopf wird elektrisch das Wasser erhitzt, bei der Apparatur stehen Wassermenge und Temperatur in einem umgekehrt proportionalen Verhaeltnis, auf gut Deutsch: wenn man heiss duschen will, huepft man beim Abseifen unter den einzelnen Wassertropfen hin und her). Danach geht´s auf Erkundungstour. Cusco ist eigentlich eine wunderbare Stadt, tolle enge Gassen, viele von faszinierenden Inka-Mauern gesaeumt, deren Steine quasi ohne Fugen perfekt aufeinandergestapelt wurden. Zwischen die Steine passt nicht mal ein Blatt Papier und viele sind dergestalt beschlagen, dass sie unzaehlige Ecken oder abgerundete Seiten aufweisen. Damit wird die Mauer stabiler, was durch die Standhaftigkeit bei mehreren Erdbeben anschaulich bewiesen wurde. Die spanischen Bauten der Conquiscadores sind dagegen staendig bis auf die Fundamente zusammengekracht. Kein Wunder, die Fundamente waren noch von den alten Ikcas. Wir stehen permanent unglaeubig vor dem formvollendeten Mauerwerk und fragen uns, wie die Inkas das wohl hingekriegt haben. Cusco ist ansonsten eine typische Touristenstadt, wie nicht anders zu erwarten war. Viele Kinder verkaufen Postkarten, der Innenstadtbereich besteht aus Pizzerien, Reiseagenturen und Hotels und am Wochenende kommen tatsaechlich die Indigenas vom Land in die Stadt und posen in bunter Ausgehtracht mit Lama, Alpaca oder Lamm im Schlepptau an markanten Plaetzen gegen Geld fuer Fotos (Catwalk in Cusco? oder noetigt die leichte Einnahmequelle Tourismus die Einheimischen zur „Prostitution"?)

Am Sonntag, dem 07.09 fahren alle Touristen ueblicherweise zum Markt in das Nachbarstaedtchen Pisac. Ein guter Grund fuer uns, heute ein Alternativprogramm zu veranstalten. Wir fahren mit dem oeffentlichen Bus einige Kilometer raus aus der Stadt um Inka-Ruinen zu besichtigen. Auf der Fahrt kommen wir mit einem gemuetlichen korpulenten Herrn ins Gespraech, der sich in die Rueckbank geklemmt hat. Es geht, schliesslich ist heute Sonntag, um Religion. Als Christine erklaert, dass im evangelischen Glauben eigentlich nicht die heilige Jungfrau verehrt wird, werden wir zutiefst bedauert. Die Peruaner haetten neben vielen anderen Heiligen dutzende Jungfrauen, die unzaehlige Wunder vollbraechten und einiges mehr bewirken koennten. „Und sie koennen bestimmt auch fliegen" werfen wir ein, daraufhin schuettelt sich der Mann vor Lachen. Aber Alkohol duerften die Protestanten doch sicher nicht trinken, meint er dann, worauf wir ihm versichern, dass das bei uns daheim bestimmt kein Problem ist. Vor lauter Geschwaetz verpassen wir fast unsere Haltestelle, jetzt aber raus! Die Ruinen liegen alle an der Strasse zurueck in die Stadt, sind sehr interessant und heute fast ausschliesslich von einheimischen Wochenendausflueglern besucht, die hier picknicken, Fussball spielen, Drachen steigen lassen oder in ruhigen Ecken gerne mal schmusen. Wir sind wieder voellig fasziniert von der Kunstfertigkeit der Steinmauern und den Dimensionen (die schwersten Steine sollen ca. 300 Tonnen wiegen). Richtig abgefahren: die Umrisse der Stadt Cusco, also die alten Inka-Fundamente, sind von oben betrachtet in der Form eines Pumas angelegt, den die Inka verehrt haben. Wie haben die Ikca die Formen so originalgetreu arangieren koennen, ohne aus der Vogelperspektive das Ergebnis zu begutachten/zu korrigiren? Ganz schoen mysterioes, gab es zu Inka-Zeiten vielleicht doch Flugobjekte, z.B. in der Art von Ballons? Am Montag fahren wir zu den Ruinen von Pisac, die hoch oben auf einem nahe gelegenen Berg errichtet wurden. Zwischen Eukalyptusbaeumen geht es zuerst im Schatten den Berg hoch. Schon nach 15 Minuten sind wir auf den Terassen dann der prallen Sonne ausgesetzt. Ziemlich steil schlaengelt sich der Weg weiter nach oben. Dies muss einmal eine uneinnehmbare Festung gewesen sein, von zwei Seiten durch tiefe Schluchten begrenzt, mit Wach- und Wehrtuermen ausgestattet, von denen jeder Feind auf Kilometer erspaeht werden konnte. Ganz oben auf einem Plateau liegen die ehemaligen Tempelanlagen mit zeremoniellen Baedern. Die Gebaeude sind toll erhalten, es macht riesig Spass darin herumzuspazieren und sich das damalige Leben hier vorzustellen. Auf dem Rueckweg ueber steile Treppenstufen fliegen orange gefiederte Falken (Caracara) ueber uns hinweg oder beobachten uns aus sicherer Entfernung auf einem Ast sitzend. In der Abendsonne entsteht aus dem roten Felsgestein, den Tempelanlagen und dem goldgelben Stroh auf den Terassen eine stimmungsvolle Komposition. Tags darauf wollen wir in Richtung der legendaeren Ruinen von Machu Pichu aufbrechen. Diese liegen etwas abgelegen inmitten hoher Berge, umgeben von dichten leicht feuchttropischen Waeldern. Es gibt drei Moeglichkeiten um nach Machu Pichu zu gelangen. Die teuerste, wenngleich auch spektakulaerste Art ist eine 4-taegige Wanderung entlang eines alten Inka-Pfades, der sog. „Inka-Trail". Da hier mittlerweile nur noch organisierte Touren zugelassen werden, die Preise dafuer astronomische Hoehen erreicht haben und unzaehlige Wanderer auf dem Trail unterwegs sind, wollen wir uns dieses Abenteuer ersparen. Die zweite Moeglichkeit waere ein Tagesausflug von Cusco mit dem Zug nach Aquas Calientes, mittlerweile ein Touristenzentrum am Fusse von Machu Pichu. Von dort fahren Busse hinauf zu den Ruinen, nach der Besichtigung steigt man wieder in den Direktzug nach Cusco. Wir wollen uns lieber mehr Zeit nehmen, vor allem den Sonnenaufgang bereits auf den Ruinen geniessen. Ausserdem ist der Preis fuer den Direktzug ein absoluter Witz. Die sogenannten Highlights (Machu Pichu, Taj Mahal, etc.) werden von manchen Laendern mittlerweile so gnadenlos ausgeschlachtet, dass wir bald keine dieser Top-Sehenswuerdigkeiten mehr besuchen wollen. Wir entscheiden uns also fuer eine preiswertere und zeitintensivere Variante, um Machu Pichu zu sehen. Dafuer fahren wir mit dem oeffentlichen Bus ueber das kleine Oertchen Chinchero nach Ollantaytambo, von wo ebenfalls ein Zug nach Aquas Calientes faehrt, allerdings in den dunklen Abendstunden. In Chinchero ist bereits um 10:00 morgens Fiesta, ein dreitaegiges Fest zu Ehren einer der vielen Jungfrauen (langsam lernen wir die Bedeutung der Jungfrauen zu schaetzen, feiern tun wir auch gerne). Die Buergermeister der umliegenden Doerfer schwingen feurige Reden, die Figur der heiligen Jungfrau wird von starken Maennern aus der Dorfkirche getragen, auf kleinen Benzinkochern brutzeln die Indigenas auf der Plaza irgendwelche Koestlichkeiten. Bei einer guten peruanischen Fiesta darf natuerlich das Marschieren nicht fehlen, mehrere Spielmannszuege mit Fahnentraeger und Marschierenden kommen im Stechschritt die Plaza hinauf. Ausserdem gibt es kostuemierte Gruppen, die ebenfalls marschieren oder mit Indigenas ein Taenzchen veranstalten. Wir haben Gelegenheit, die unterschiedlichen Trachten der Einheimischen zu bewundern und die entspannte Stimmung zu geniessen. Gegen Mittag verlassen wir das bunte Treiben und fahren die letzten 2 Stunden nach Ollantaytambo. Ausgeschlafen wollen wir am naechsten Morgen die hiesigen Ruinen anschauen. Doch die Wolken haengen tief diesen Morgen, also noch mal ´rumgedreht und weiter gedoest. Spaeter machen wir auf dem Markt eine interessante Entdeckung: an einem Stand wird tatsaechlich „Froschsaft" verkauft, die armen Tierchen werden in den Mixer geworfen, das Gebraeu in ein Schnapsglas gefuellt und dann „auf Ex" hinuntergekippt. Laut Werbetafel soll das Zeug gegen Gedaechtnisschwaeche, Kopfschmerzen, eigentlich gegen alles helfen, na wohl bekommt´s! Bis die Sonne sich erbarmt streunen wir durch die schoenen Gassen des Dorfes, spazieren am Fluss entlang und besorgen die Zugtickets. Hier haben sich die Peruaner etwas ganz tolles einfallen lassen. Lokale Zuege duerfen nur von Peruanern benutzt werden (Fahrpreis: 1-2 US$), Auslaender (selbst der Peruaner mit z.B. chilenischem Pass) muessen spezielle Touristenzuege oder –waggons benutzen, die dann zwischen 12 und 35 US$ kosten. Wollen die Peruaner die lokale Bevoelkerung vor den Auslaendern schuetzen oder wird hier im grossen Stil Kasse gemacht? Bisher hatten die Peruaner mit uns im Bus eigentlich immer ´ne Menge Spass, hoffen wir. Hilft alles nichts, wir wollen Machu Pichu, also wandern 12 US$ pro einfache Fahrt ueber die Theke. Mittlerweile zeigt sich die Sonne zwischen den Wolken und wir holen unserer Ruinenbesichtigung vor Ort nach, abends geht es dann im Touri-Zug nach Aquas Calientes, wo wir uns in ein preiswertes Hotel „schleppen" lassen. Das Zimmer ist ganz o.k., mehr Sorgen macht uns das Wetter, seit wir den Zug verlassen haben giesst es wie aus Eimern, hoffentlich wird´s morgen besser! 5:00 Uhr, der Wecker klingelt, wir wollen zum Sonnenaufgang oben bei den Ruinen sein. Doch prasselt es da nicht immer nocht auf das Wellblechdach? Richtig gehoert, das Wetter ist unveraendert, unser Erlebnis in Machu Pichu wird doch nicht ins Wasser fallen? Den Sonnenaufgang koennen wir auf jeden Fall vergessen, wir versuchen weiterzuschlafen, tragen uns aber mit Gedanken, was wir machen, wenn der Regen nicht aufhoert. Beim Fruehstueck an einem Imbissstand erfahren wir, dass der Wanderweg hinauf zu den Ruinen nicht so anstrengend sein soll wie gedacht. So stapfen wir also im mittlerweile etwas nachlassenden Regen einen schmalen Pfad empor, vielleicht reisst die dichte Wolkendecke ja oben auf. Leider haben wir kein Glueck, am Eingangstor Machu Pichus warten wir eine gute Stunde auf Wetterbesserung. Da das beeindruckende von Machu Pichu die grossartige Lage inmitten von zuckerhutfoermigen Bergen ist, wir aber keine 50 Meter weit durch den Dunst sehen koennen, brechen wir das Besuchsprogramm hier ab. Die 20 US$ Eintritt sind uns das nicht wert. Ziemlich enttaeuscht kraxeln wir den Wanderpfad wieder hinunter. Machu Pichu mutiert fuer uns zu Matsch und (Pitsch) Patsch, aber Kopf hoch, haben wir nicht schon so viele tolle Sachen erlebt und schoene Dinge (bei bestem Wetter) gesehen? Der Wald, durch den wir wandern, hat etwas von einem Nebelwald, auf den bemosten Baeumen haben sich Bromelien festgeklammert, aufgrund des Regens faengt es ueberall zu spriessen an, die Farbenpracht laesst unsere Gemueter ebenfalls aufbluehen. Beim Abstieg koennen wir sogar gruengefiederte Papageien durchs Fernglas beobachten, unten in Aquas Calientes ist unsere Laune schon wieder besser.

Zurueck in Cusco nutzen wir die verbleibende Zeit zum Ausruhen und Organisieren der Weiterreise, am Samstag, dem 13.09. wollen wir zum Titicacasee, den wir in Gedanken bereits vor uns sehen. Der Weg fuehrt von Cusco ueber einen mehr als 4.000 Meter hohen Pass und dann durch die gelben Wiesen des Altiplanos. Wir kommen an schneebedeckten Felsformationen vorbei, die sich majestaetisch gegen den stahlblauen Himmel abheben. Kurz vor der Stadt Puno sehen wir zum ersten Mal den beruehmten Titicacasee, dessen dunkelblaues Wasser in der klaren Hoehenluft (3.840 Meter) bis zum Horizont zu reichen scheint. Puno liegt in einem Talkessel, von Bergen und vom See begrenzt und macht auf uns keinen ueberwaeltigenden Eindruck. Die Stadt ist allerdings Ausgangspunkt fuer manche Tour zu im See liegenden Inseln und natuerlich fuer die Weiterreise nach Bolivien. Am Sonntag, dem 14.09. machen wir einen gebuchten Ausflug zu den Begraebnistuermen von Sillustani, das auf einer Halbinsel inmitten einer grossen Lagune liegt. Im Nachmittagslicht bestaunen wir das Farbenspiel vom tiefblauen See, roten Felsen und goldenem Pampasgras. Die Tuerme und Ruinen verleihen dem ganzen Setting einen nahezu mystischen Charakter. Eine Alpacaherde grast friedlich oberhalb der Lagune, ist selbst durch zahlreiche Touristen nicht aus der Ruhe zu bringen, so dass wir tolle Portraitaufnahmen machen koennen. Wir sind happy, eine rundherum gelungene Tour. Abends in Puno schlaegt das Wetter erneut um, auf dem Weg zum Retaurant kommen wir ploetzlich in einen Hagel(!)schauer, und das am Titicacasee. Nach ½ Stunde ist der Spuk vorbei, die Hagelkoerner sind verschwunden als sei nichts gewesen.

Morgen wollen wir uns den Titicacasee auf der bolivianischen Seite anschauen, ein Tag auf der Insel „Isla del Sol" ist geplant. Danach geht´s in die Hauptstadt nach La Paz, von wo aus wir endlich eine Dschungeltour unternehmen wollen (Flug nach Rurrenabaque), nachdem wir das sowohl in Ecuador als auch Peru leider ausgelassen haben.